Deutschsprachige Piaget-Bibliographie - Titeldetails


Autor: Malti, Tina
Titel: Das Gefühlsverständnis aggressiver Kinder.
Jahr: 2003
Herausgeber:    
Zusatz/Reihe: Dissertation
Ort: Berlin
Verlag:
Band: 320 Seiten, 41 Abb., 66 Tab.
Schlüsselwörter: Emotionalität; Aggressivität; soziale Kompetenz; Empathie; Studie

Abstract:
"Problematisches Sozialverhalten wird auskognitiv-entwicklungtheoretischer Sicht im Zusammenhang mit sozialen Erkenntnisproblemen interpretiert, die mit Defiziten in der Fähigkeit zur Empathie, mit dem Selbstkonzept und der sozialen Kompetenz einhergehen (Damon, 1984; Edelstein, 1993; Hoffmann, 2000; Kohlberg, 1976; Piaget, 1975, 1995). Das Gefühlsverständnis spielt bei der Aggressionsgenese eine vorgeordnete Rolle, weil es als ein emotionaler Aspekt des sozialen Verstehens entscheidend über die Motivationbestimmt, Impulse zu kontrollieren und Emotionen zu regulieren. Die vorliegende Arbeit analysiert auf der Grundlage der Theorie der sozialkognitiven Entwicklung (Selman, 1984) den Beitrag des Gefühlsverständnisses und der sozialen Perspektivenübernahme auf die Entstehung aggressiven Verhaltens von Kindern im Grundschulalter. Die Beziehung zwischen aggressivem Verhalten und zwei weiteren zentralenKonzepten der sozialkognitiven Entwicklung, der sozialen Kompetenz und dem Selbstkonzept der Kinder, wird hergestellt. Zudem wird der Einfluss des elterlichen Erziehungsverhaltens auf aggressives Verhalten berücksichtigt. Die Zusammenhänge zwischen aggressivem Verhalten, dem Gefühlsverständnis und dem sozialen Verstehen wurden anhand einer Stichprobe schweizerischer Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren (N=94) analysiert. Die Erfassung aggressiven Verhaltens erfolgte anhand der DSM-IV-Kriterien für die Störung mit oppositionellem Trotzverhalten sowie der Kriterien für die Störung des Sozialverhaltens durch das Elternurteil. Das Gefühlsverständnis und das Entwicklungsniveau des sozialen Verstehens wurden im Kontext eines moralischen Interviews (Keller, 1996), der Bewertung eines Films mit einem negativem, aber vom Aktor unbeabsichtigten Ausgang (Dodge, 1986) und einem Interview zum Selbstkonzept (Damon & Hart, 1988) untersucht. Zur Erfassung der sozialen Kompetenz wurden die sozialen Interaktionen anhand einer Verhaltensbeobachtung analysiert (Hawley, Malti & Keller, 1998). Erziehungsverhalten und Persönlichkeitsmerkmale wurden durch eine Elternbefragung erfasst (Becker, 1995; Little & Wanner, 1998). Die Befunde bestätigten weitgehend die Annahme einer Entwicklungsverzögerung im Gefühlsverständnis und im sozialenVerstehen bei aggressiven Kindern. Aggressive Kinder hatten nach moralischen Regelverletzungen Probleme, sich selbst in der Rolle von Opfern und Tätern angemessene Gefühle zuzuschreiben. In Bezug auf die Fähigkeit zur sozialen Perspektivenübernahme ergaben sich für die aggressiven Kinder bereichsspezifische Unterschiede im Entwicklungsniveau, die vor allem im moralischen Bereich auftraten. Des Weiteren zeigte sich, dass aggressive Kinder ein soziales Kompetenzdefizit in ihren sozialen Interaktionen aufweisen. Die Befunde zeigten dagegen keine gravierenden Unterschiede im Selbstkonzept. Die Ergebnisse zum Erziehungsstil bestätigten, dass spezifische Persönlichkeitsmerkmale und Erziehungsstile mit aggressivem Verhalten zusammenhängen. Auf den Befunden der Arbeitaufbauend wird ein Trainingsmodul zum empathischen Verständnis und der sozialen Perspektivenübernahme für Kinder im frühen Grundschulalter vorgestellt. Das Training soll den Aufbau sozioemotionaler Kompetenzen fördern und so die Fähigkeit zur Emotionsregulation bei aggressiven Kindern unterstützen." (Autorenreferat)Informationsquelle:Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn