Deutschsprachige Piaget-Bibliographie - Titeldetails


Autor: Keller, Monika
Titel: Soziale Kognition, moralisches Urteil und Ich-Prozesse.
Jahr: 1979
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Ort: Berlin
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Schlüsselwörter: Perspektivenübernahme; Dezentrierung

Abstract:
Es geht um Theorien der Entwicklung sozialer Kognitionen und moralischer Urteilsstrukturen, aufbauend auf den theoretischen Konstrukten des "roletaking" (MEAD) und der "Dezentrierung" (PIAGET). Folgende Schwerpunkte innerhalb der sozial-kognitiven Forschung werden dargestellt: (a) Unterteilung des Konzepts der Perspektivenuebernahme (perzeptuelle,konzeptuelle, affektive Perspektivenuebernahme), (b) Komponenten der intersozialen Kompetenz: Faehigkeit zum Verstaendnis von Situationen/Handlungen/Erwartungen, Konzeptualisierung von Handlungsvorstellungen, Antizipation von Handlungskonsequenzen. (c) Beziehung zwischen der deskriptiven sozialen Kognition (Situationsinterpretation) und der praeskriptiven sozialen Kognition (dem moralischen Urteil), (d) Unterscheidung von interpersonalem und formalem moralischen Urteil (Orientierung an normativen Regeln vs. situations-spezifisch-flexible Anwendung moralischer Regeln, wobei empathische Orientierungen die Handlungsentscheidungen bzw. -bewertungen determinieren). In der interaktionistischen Rollentheorie wurde darauf hingewiesen, dass das handelnde Subjekt sich immer mit konfligierenden Erwartungen auseinandersetzen und in seinem eigenen Handeln kompromisshafte Loesungen fuer diese Divergenzen erarbeiten muss. In die Herstellung einer moralischen Balance (das Verhandeln von eigenen und fremden Anspruechen in einem moralischen 'Dialog') koennen Ich-Prozesse (Abwehrmechanismen: Verdraengung, Verleugnung, Umdefinition der Situation, Neutralisierung moralischer Ansprueche, Projektion etc.) eingreifen. Als 2 Formen moralischer Imbalance werden die macchiavellistische und die konformistische Handlungsorientierung beschrieben. Abwehrformen werden nicht als pathologisch begriffen, sondern als performanzbestimmende Faktoren des moralischen Urteils aufgezeigt, so dass sich moralische Regelsysteme nicht nur aus der Kenntnis moralischer Regeln erfassen lassen, sondern auch aus den affektivmotivationalen Regulationen. (RL)